1. Sei freundlich
Sei höflich. Die Amerikaner sind es auch – selbst beim Rufen des Sicherheitsdiensts.
2. Achte auf deinen Einkaufswagen
Weil die amerikanische Kunden ungern etwas wegräumen, gibt es eine hierfür eine Menge Servicepesonal. Dies gilt auch für Einkaufswägen. Nur einen winzigen Moment der Unaufmerksamkeit und er wird von freundlichen Mitarbeitern unauffindbar weggeschoben. Deshalb sollte der Einkaufswagen immer – wirklich immer – im Auge behalten werden.
3. Stelle nur einfache und einzelne Fragen
Wird eine Frage zu kompliziert, wird sie nicht verstanden. Sind es mehrere Fragen auf einmal, bekommt man maximal die Antwort auf eine der Fragen, im Zweifelsfall auf die bereits selbst beantwortete Suggestivfrage. Daher überlege gut, wie du deine Frage am einfachsten stellst.
4. Habe Zeit
Die Amerikaner warten. Sie warten gern. Sie warten lange. Auf alles. Immer:
- Sie wollen an der Kasse nicht vorgelassen werden, auch wenn sie nur einen Kaugummi kaufen wollen.
- Sie plaudern locker mit dem Kassierer, egal wie viele Leute dahinter anstehen
Es stört niemanden. Man wartet hier. Lange. Sehr lange. Versuche nicht, die kürzeste Warteschlange zu finden. Egal, wieviele vor dir dran sind, du wirst warten. Wenn du endlich dran bist, kümmert man sich um dich. Zeitintensiv. Das heißt nicht, dass du Erfolg haben wirst: Auch nach zwei Stunden in der Warteschleife der Hotline oder einer Ewigkeit in der Warteschlange zum Servicepersonal kann dein Problem ungelöst bleiben oder du bekommst keine brauchbaren Antworten. Du hast dann lediglich gewartet. Die Hälfte deines USA-Aufenthalts wirst du warten. Finde dich damit ab.
5. Erwarte keine deutsche Qualität
Weder bei Vorgängen noch bei Produkten. Irgendwas geht immer schief oder fällt aus. Das ist hier normal. Leider fangen damit meist die Probleme an.
6. Erwarte keine schnelle oder unkomplizierte Lösung deines Problems
Du wirst Probleme haben. Viele Probleme. Überall. Die einfachsten Dinge werden nicht funktionieren:
- Die Post kommt nicht an.
- Der Strom fällt aus.
- Das Internet ist häufig gestört.
- Deine Bestellungen werden grundlos storniert.
- Die Rohre zu Hause verstopfen oft.
- Der Fahrstuhl bleibt stecken.
- Einchecksystem des Hotels streikt.
- Die Heizung / Klimananlage fällt aus.
- Es regnet rein.
- Die ausgestellten Rechnungen sind falsch.
- Kein Handyempfang an den unmöglichsten Stellen.
- Das überwiesene Geld steht aus.
- Die Emailadresse, an die man sich wenden soll, stimmt nicht.
- Der erwartete Rückruf der Service-Hotline kommt nie.
Alles kleine Probleme, die in der Gesamtheit aber durchaus Schwierigkeiten hervorrufen können. Du wirst diese Problem nie, wirklich nie beim ersten Mal gelöst bekommen. Hat dir die erste Ansprechperson nicht weitergeholfen, beharre nicht auf der Lösung deines Problems – es wäre Zeitverschwendung. Ziehe eine neue Nummer, stelle dich hinten an und hoffe, dass dir diesmal geholfen wird.
7. Finde dich mit Problemen ab
Du wirst vieles nicht ändern können. Egal wie viel du getan hast, egal wie lange du gewartet hast, egal wie sehr dir versucht wurde zu helfen:
- Die 50$-Prepaidkarte wirst du weder aktiviert noch zurückgetauscht bekommen.
- Dein aktuelles Handy wird nicht mit der neuen SIM-Karte funktionieren – du wirst dir ein neues Handy kaufen müssen.
- Deine Kreditkarte wird grundlos gesperrt bleiben.
- Du wirst die teuer bestellten Digitalfotos auch nach langwierigem Email-Verkehr nicht in der angepriesenen Qualität bekommen.
- Das Sandwich, was man dir an der Kasse nicht eingepackt hat, ist für immer weg.
- Die Dips, die im To-Go-Menü fehlen – du wirst die Wings ohne Soße essen müssen.
- Die vom Versandhaus grundlos stornierte Bestellung ist weg – das günstige Angebot wirst du nicht mehr bekommen.
Ein paar wenige Probleme regeln sich nach einer gewissen Zeit von allein: Die Kreditkarte ist wie durch ein Wunder wieder entsperrt. Die fälschlich abgezogenen U-Bahn-Gebühren werden automatisch zurücküberwiesen. Der Strom ist auf einmal wieder da. Magie. Beachte daher Regel 4: Habe Zeit
In manchen Situationen kann man sogar bevorteilt werden: Es wurde nur ein Burger statt der bestellten zwei abgerechnet, bei Dunkin Dounuts wurde gegen eine ungedeckte Geschenkkarte gerechnet, Anbieter gewähren Gutscheine, obwohl sie für das Problem nicht verantwortlich sind. So gleichen sich ein paar Sachen aus. Frag nicht nach. Akzeptiere es.
8. Versuche nicht, Probleme zu verhindern
Auch wenn du die Email-Adresse dreimal abgleichst, sie wird falsch bleiben. Auch wenn du dreimal nach der Webadresse fragst, du wirst dort nicht das gesuchte Formular finden. Auch wenn du dir dreimal erklären lässt, was zu tun ist, du wirst dein Ziel nicht beim ersten Mal erreichen. Nimm die Probleme, wie sie kommen, du wirst sie nicht verhindern können.
9. Rechne nicht mit der Aufmerksamkeit der Anderen
Du blinkst schon fünf Minuten und niemand lässt eine Lücke, damit du die Spur wechseln kannst? Das liegt nicht daran, dass die Amerikaner unhöflich oder missgünstig sind. Nein, sie sind schlicht unaufmerksam. Deshalb ist Blinken hier auch out, es nutzt ja nichts. Willst du die Spur wechseln, einfach schnell in eine kleine Lücke huschen. Die Amerikaner sind darüber auch nicht böse. Sie hupen dann genauso wenig, als wenn du bei einer grünen Ampel nicht sofort anfährst.
Habe ich schon erwähnt, dass dass es in den USA mehr als doppelt soviele Unfalltote je Einwohner gibt als in Deutschland?
10. Glaube nicht alles, was man dir erzählt
Die Wahrscheinlichkeit, dass du eine korrekte Aussage zu etwas bekommst ist nicht höher, als wenn du die Antwort selber raten würdest. Ein Amerikaner sagt nie, dass er etwas nicht weiß. Er will helfen und wird dir stattdessen selbstsicher eine falsche Aussage geben:
- „Ihre Kreditkarte ist gesperrt, weil sie ihr Limit überzogen haben.“
- „Diese Schule hat keinen Schulbus für die Kinder.“
- „Kindernasenspray gibts es in den USA nicht.“
- „Die Mexikaner bezahlen die Mauer.“
Äh, nein!
11. Zweifle nicht an dir
Zweifle nicht an deinen Taten. Zweifle nicht an deinen Sprachkenntnissen.
- Du hast die richtige Adresse angegeben, du hast die korrekten Kreditkartendaten angegeben – die Bestellung wird trotzdem zurückgenommen oder kommt fehlerhaft an.
- Du wurdest verstanden und du hast verstanden, also sprachlich – du hast nur schlichtweg falsche Aussagen bekommen. Sieh hierzu auch die Regel 10: Glaube nicht alles, was man dir erzählt.
Mach dir keinen Kopf, wenn etwas nicht klappt, es liegt nicht an dir.
12. Zügele deinen Informationsdurst
Versuche nicht, auf alles Antworten zu finden.
- Du wirst nie erfahren, warum deine Kreditkarte gesperrt war – solange sie irgendwann wieder funktioniert, ist alles gut.
- Du wirst nie erfahren, was das für ominöse Ein- und Auszahlungen auf deiner Kreditkarte waren – solange die Summe insgesamt stimmt passt’s.
- Du wirst nie erfahren, warum die in den Souveniershops verkauften Oscarnachahmungen nicht wie die originale Statue ein Schwert in der Hand halten – es wird immer ein Geheimnis bleiben.
- Du wirst den Saguaro-Kaktus nicht sehen, auch wenn er überall – wirklich überall – abgebildet und das Wahrzeichen von Arizona ist.
Es ist nicht gewollt, dass du mehr weißt als unbedingt nötig. Frag nicht nach, du wirst es eh nie erfahren – es macht dich nur unglücklich.
13. Gib
Gib viel. Gib oft. Trinkgeld im Hotel lassen, den Pagen einen Dollar geben, Tip von 20% im Restaurant bezahlen, den Obdachlosen unterstützen. Volunteering und Funding, also ehrenamtliche Tätigkeiten und Spenden sind hier ebenfalls ganz groß. Jeder tut für die Nachbarn, die Gemeinde, die Schule und das Land, was er kann. Ohne die Großzügigkeit und Hilfsbereitschaft der Amerikaner würde das Land wahrscheinlich zusammenbrechen. Ein soziales Netz? Gibt es hier nicht. Krankenversicherung? Gelächter. Katastrophenhilfe? Nun ja. Die Selbstorganisation der Menschen ist erstaunlich. Nachbarn, die ihre Airbnb-Wohnung kostenlos Waldbrandopfern zur Verfügung stellen, große Spenden gegen Brustkrebs, viele freiwillige Helfer bei offiziellen Anlässen, völlig normal. Auch kleine Geschenke erhält man manchmal: Eine Burgerbestellung, weil die Wartezeit zu lange war, Ein Glücksbringer für die Kinder oder regelmäßig Süßigkeiten in den Büros oder Hotels.
Gib auch, was du kannst, du wirst dich wohl und integriert fühlen.
14. Schlage nicht über die Strenge
Genieße die Freiheiten in dem Land aber kenne die Regeln und spiele nach ihnen: Direkt hinter dem Einlass der Base über die durchgezogenen Linien fahren um in die richtige Spur zu kommen – kein Problem, machen alle. Auf dem Highway rechts überholen – scheint keinen zu interessieren. Aber eine geschlossenes Sixpack Bier auf dem Beifahrersitz transportieren – du wirst um Gnade bitten müssen.
15. Ergebe dich dem Formalismus
Du glaubst, in Deutschland herrscht Bürokratie? Komm in die USA, hier wirst du eines Besseren belehrt. Egal, wie sinnlos manche Dinge erscheinen werden, du wirst nicht drumherumkommen. Frag nicht, tu wie verlangt: Zur schriftlichen Führerscheinprüfung kannst du legal mit dem deutschen Führerschein fahren. Zur Fahrprüfung muss man von jemanden gefahren werden, der einen kalifornischen Führerschein hat. Ohne den Nachweis des Fahrers gibt‘s mächtig Ärger. Ich verweise hier auf Regel 14: Schlage nicht über die Strenge.
16. Rechne nach und vergleiche
Sei dir der Gewinnmargen bewusst. Sie sind unglaublich hoch. Ohne intensivstes „Couponing“ wirst du verarmen. Außerdem solltest du vergleichen. Auch die großartigst erscheinenden Werbecoupons und Rabatte des einen Ladens können immernoch deutlich teuer sein, als das normale Angebot im anderen Laden. Also Augen auf beim Kauf.
17. Antworte
Antworte höflich. Antworte kurz. Erzähle niemanden deine Lebensgeschichte, aber antworte.
Auf die Frage „How are you“ antworte mit „I m fine“, auf „Im so sorry, excuse me“ antworte „It‘s OK“, auf „Thank you very much“ antworte „You are welcome“ und auf “Oh, das ist ja cool, gute Idee, wie bist du darauf gekommen?“ antworte „Ja, stimmt. Ist OK. Erleichtert die Arbeit.“ Nicht mehr, nicht weniger.
18. Bleib gesund
Das Gedundheitssystem der USA ist eines der teuersten der Welt. Das hat nichts mit der Qualität zu tun. Ich verweise auf Punkt 5: Erwarte keine deutsche Qualität. Es ist einfach nur teuer. Sauteuer. Dreimal so hohe Preise wie in Deutschland sind normal. Daher überlege genau, ob du zum Arzt willst. Es sei denn, du hast eine Krankenversicherung, die die amerikanischen Rechnungen akzeptiert und nicht die deutschen Abschläge ansetzt. Aber da sollte man sich ganz genau erkundigen.
Zusammenfassend kann gesagt werden, egal was passiert, reg dich nicht auf. Bleib ruhig, entspann dich, bleib höflich. Im Zweifelsfall resigniere. Das ist schön. Du wirst das Land nicht ändern, es wird dich verändern.